Nach mehr als 15 Jahren Erfahrung im Element “Luft” und einer bis heute durchgehenden Lizensierung als Pilot, war es an der Zeit dem schon längere Zeit gehegten Wunsch nachzugeben, alternativ auch das Element “Wasser” befahren zu können:
Auf zur Seefahrt ! Das selbst gesteckte Ziel lautete: Den Erwerb der nötigen Lizensierung zum Chartern und Führen einer seegängigen Segelyacht mit Antriebsmaschine, zunächst in Küstengewässern. Und das Unterziel hierzu: Alles sollte möglichst zeitlich kompakt, kosteneffizient und pragmatisch ablaufen. Ich wusste es bereits durch den Erwerb diverser Fluglizenzen: Das autonome Lernen per “Druckbetankung” liegt mir !
- Schritt 1: SBF (Sportbootführerschein – mir gefällt die Englische Übersetzung: “pleasure boat”). Als kompletter Anfänger habe ich mich einer kommerziellen Bootsschule in meiner Region anvertraut und gleich in einem Ausbildungsgang den SBF “See” (Voraussetzung für SKS) + “Binnen” geplant. In diesem Fall war dies die Sportbootschule Kolumbus mit Ableger in Lampertheim. Die Prüfung besteht aus Theorie und Praxis, wobei die Theorieprüfung sich wiederum aufteilte in einen multiple-choice Fragenteil sowie einen anderen Teil mit rechen- und zeichenintensivere Navigationsaufgaben auf einem Seekartenausschnitt. Zur Vorbereitung auf die Theorie veranstaltete die Schule ein Theorie-Wochenende, von dem ich persönlich aber nicht viel mitgenommen habe, da mir das selbständige Lernen besser liegt. Die Praxisausbildung fand an 3 Terminen am Wormser Rheinhafen statt. Mit Vorkenntnissen aus der Fliegerei in der Kompassnavigation, und dank dem begrenzten Fragenkatalog war die selbständige Theorievorbereitung problemlos und in wenigen Tagen zu schaffen. Auch die Praxis (Ablegen/Anlegen, Mann(Frau/Divers)-über-Bord-Manöver, Aufstoppen, Kreuzpeilungen “schießen”) empfand ich als einfach erlernbar und alle Prüfungen konnten mit der Praxis am 19. Dezember 2021 erfolgreich abgeschlossen werden.
- Schritt 2: SKS (Sportküstenschifferschein) erfordert den SBF “See” und wird international zum Anmieten von Segelyachten gefordert. In der Praxis wird aber weiter noch benötigt: SRC (short range certificate – Seefunkzeugnis), FKN (Fachkundenachweis nach dem Sprengstoffrecht zum Erwerb bestimmter Seenotsignalmittel). Die SKS Theorieprüfung gliedert sich (ähnlich dem SBF See) in einen Theoriefragenteil und eine Navigationsprüfung von jeweils 90 Minuten Dauer. Leider handelt es sich beim Fragenteil nicht um multiple-choice, sondern um 30 Fragen (aus einem Gesamtkatalog von ca, 500 Fragen), die in Textform handschriftlich beantwortet werden müssen und dabei mitunter komplexe Beschreibungen erfordern. Die Navigationsarbeit erfolgt mit einer großen Seekarte im Format 117 x 78 cm, Zirkel, Navigationsdreiecken, Taschenrechner und alle Ergebnisse sind wiederum in Freitext, unter Einhaltung numerischer Toleranzen, anzugeben. In Summe: Das Ganze ist maximal aufwändig zum Lernen und recht fehleranfällig in der Ausführung. Nachdem ich gesehen hatte, daß der Prüfungsausschuss Stuttgart am 12.03.22 in Karlsruhe einen Prüfungstag anbot, der sämtliche Teilprüfungen ermöglichte, hatte ich beschlossen den efficiency-challenge auszurufen und sämtliche Prüfungen am gleichen Tag abzulegen. Das bescherte mir einen sehr langen, bis nach den SRC Theoriefragen nahezu pausenlosen, Prüfungstag in Karlsruhe. Der Einsatz wurde jedoch belohnt und ich hatte alle 6/6 Prüfungsteile im ersten Durchgang bestanden:
- SKS Theoriefragen
- SKS Navigationsaufgabe
- FKN Theoriefragen
- FKN Praxis (Handhabung von Signalmitteln, mündliches Abfragen von Vorgehensweisen)
- SRC Theoriefragen
- SRC Praxis (Simulierter Sprechfunk / Notverkehr am iCOM 330 Seefunkgerät)
- Schritt 3: Es fehlt nun nur noch die SKS Praxisprüfung. Zur Abnahme der Prüfung auf See werden ein Nachweis über 300 Seemeilen Segelerfahrung gefordert, welche ich nun in einem kombinierten Meilensammel+Prüfungstörn vom 20-30.04.22 in der Ostsee geplant habe. Mehr dazu im kommenden blog-post !